Geschichte der Psyche

 


Courtesy Galerie nächst St.Stephan

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Es gibt nur ein Möbel, das einen derart auffälligen Namen trägt: Psyche.  Ein mit Spiegel und Lädchen versehenes Ding, welches zum Inventar des Schlafzimmers gehört. Es ist dasjenige Gebilde des intimen Raumes, das der Selbstbetrachtung dient - ein autoerotisches Instrument. In Elisabeth von Samsonows Installation „Geschichte der Psyche“ für das LOG IN sind mehrere solche Psychen versammelt, deren Herkunft aus den fünfziger Jahren sich auf die Generation, aus der die Künstlerin kommt, bezieht (die Beliebtheit der Psyche hat in den fünfziger und sechziger Jahren einen Höhepunkt erreicht). Die beiden grossen Fenster des LOG In funktionieren dabei wie ein okularer Zutritt zu einer „Camera“, so als blickte man durch ein Spektiv. Das Arrangement der Psyche-Spiegel befindet sich nämlich auf der „retinalen“ Rückseite des Raumes. Der Blick in die Spiegel spiegelt ein von Außen unsichtbares Objekt, ein grosses weisses Idol. In ihrer Skulptur „Idol“ nimmt Elisabeth von Samsonow die Spur der Kykladenfigurinen auf, als Zeichen einer verschütteten psychischen Aktivität (in einer kulturellen Stratigraphie). Die Kykladenfigurinen inspirierten ferner die Moderne in der Bildhauerei, etwa bei Brancusi. Elisabeth von Samsonows „Geschichte der Psyche“ ist ein Display, das offenlegt, wie das idolatrische Moment die Kunst an die Psychologie bindet. Das idolatrische Moment stellt den erotischen Pol des Blicks in die Psyche dar. Das idolatrische Moment entstammt einer älteren Schicht der Seele, die zugleich die ältere Schicht der Kunst ist. Zu sehen ist das multipel zerlegte und in den Spiegeln reflektierte Idol als Status der Psyche.