Leopold Museum, Wien

Schiele reloaded

Louise Bourgeois, Tadaski Kawamata, Jürgen Klauke, Sarah Lucas, Chloe Piene, Rudolf Polanszky, Maximilian Prüfer, Elisabeth von Samsonow, Fiona Tan

28.9.2018-10.3.2019

Vernissage: Freitag, 28. September 2018, 19:00 Uhr

Mit ihrer Installation GEO ORAKEL (2018) reagiert Elisabeth von Samsonow auf den dem Themenkomplex der Spiritualität bei Schiele gewidmeten Raum der Ausstellung. An der Innenseite einer halbkreisförmigen Metallkoje sind Protuberanzen aufgemalt, die auf frühere Zustände des Planeten Erde verweisen. Davor stehen neben dem mobilisierten Geweih eines 1910 erlegten Rehbocks einander zugewandt zwei Skulpturen aus Lindenholz auf fahrbaren Sockeln. Eine davon ist jenen weiblichen Kykladenidolen nachempfunden, die von der Moderne um 1900 in ihrem Interesse für Abstraktion verstärkt rezipiert wurden. Damit bezieht sie sich direkt auf Schieles Auseinandersetzung mit Formfindungen der Ur- und Frühgeschichte, wie seine zeichnerischen Motivübernahmen aus Moriz Hoernes‘ Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa zeigen.


Die zweite Skulptur fungiert als Orakel und ist damit das Ideal eines protuberierenden Körpers: mittels eines integrierten Lautsprechers werden Gedanken zum Plastischen wie zur gemeinsamen Grundlage alles Lebenden an das Kykladenidol übermittelt, dessen Vorfahren als „Erstvorfall in einem modernen System der Plastik“ (Samsonow) verstanden werden. Die in Werken und Briefen belegten Zeugnisse von Schieles theosophischer Grundhaltung, die von der göttlichen Einheit aller Lebewesen getragen ist, trifft in Samsonows GEO ORAKEL auf eine Art „geosophischen Hörsaal“.
Verena Gamper

leopoldmuseum.org

Idol III, Linde, Lack, Filzstift, Tüll,
Sockel, Räder, H 205, 2018